Worte des Vereins
- Editorial
- Februar 2024
Der Politikwissenschaftler und Publizist Alfred Grosser ist am 7. Februar in Paris gestorben. Er wurde 1925 in Frankfurt am Main in eine jüdische Familie geboren, mit der er 1933 nach Frankreich emigrierte. 1940, als die deutsche Wehrmacht Paris besetzte, floh er in den Süden Frankreichs und lebte dort später mit einer neuen Identität. Ab 1942 studierte Grosser Politikwissenschaft und Germanistik erst in Aix-en-Provence, dann in Paris.
Von 1950 bis 1951 war er stellvertretender Leiter des UNESCO-Büros in der Bundesrepublik Deutschland und wurde Mitte der 50er Jahre Professor am berühmten Institut d’études politiques de Paris, kurz „Sciences Po“ genannt.
Alfred Grosser setzte sich intensiv für die deutsch-französische Aussöhnung ein, war ein Wegbereiter des Elysée-Vertrags. Auf zahlreichen Reisen und Vorträgen, mit seinen Artikeln, Büchern und Auftritten in den Medien engagierte er sich für die Verständigung der beiden Nachbarvölker.
Stefan Ulrich schreibt in der Süddeutschen Zeitung: „Bis zuletzt trieb ihn dabei die Frage der Identitäten um. Ein Mensch bestehe nicht aus einer einzigen Identität, etwa als Deutscher oder Jude, argumentierte er. Er habe viele Identitäten. Und die Menschen sollten sich auch nicht von anderen auf eine einzige Identität festlegen lassen. Vielmehr müssten sie in kritische Distanz zu den eigenen Identitäten gehen, um diejenigen der anderen – und insbesondere auch deren Leid – anerkennen zu können.“
Wie wahr und wichtig in einer Zeit, in der Vertreter der „identitären Bewegung“ Menschen, die eine andere Herkunft, Kultur und Sprache haben, vertreiben wollen, wenn sie nicht noch Schlimmeres vorhaben.
Alfred Grosser war und ist deshalb auch ein Gewährsmann des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur. In unserer Satzung haben wir uns verpflichtet, dazu beizutragen, „eine deutsch-französische kulturelle Identität zu entwickeln“.
Februar 2024
Ralf Kröner
- Mehr Information über die Aktualität des Vereins finden Sie in unserem Rundbrief, klicken Sie bitte: hier .
- Petition
- Dezember 2023
Sehr geehrte Damen und Herren, Mesdames et Messieurs, liebe Freundinnen und Freunde, chères amies et chers amis,
am 10. Dezember hatten wir zu einem Salon über den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen eingeladen. Anlass war die geplante Schließung der Goethe-Institute in Lille und Bordeaux und die schon vollzogene Einstellung der Arbeit des Verbindungsbüros des Goethe-Instituts Nancy in Strasbourg.
Die rund 30 Anwesenden waren sich einig, dass dies ein großer Schaden für die deutsch-französischen Beziehungen bedeutet. Gerade in den jetzigen krisenhaften Zeiten ist es besonders wichtig, dass das gegenseitige Verständnis gefördert wird. Dazu tragen die Goethe-Institute durch ihre Kulturarbeit und ihre Sprachvermittlung in hohem Maße bei.
Die Anwesenden des Salons fordern die Verantwortlichen auf, den Schließungsbeschluss noch einmal zu überdenken und rückgängig zu machen.
Wir haben uns überlegt, wie wir unseren Protest am besten öffentlich machen können, und möchten empfehlen, sich an der Online-Petition von Campact zu beteiligen. Adressat ist das Auswärtige Amt, die Überschrift heißt
Rettet die Goethe-Institute!
Die Petition schließt den Protest gegen die Schließung von 7 weiteren Instituten in Curitiba, Genua, Osaka, Rotterdam, Triest, Turin und Washington ein, was bestimmt kein Schaden ist.
Im Netz: https://weact.campact.de/petitions/rettet-die-goethe-institute
Herzliche Grüße
Dezember 2023
Der Vorstand
Catherine Gebhardt-Bernot, Jörg-Henning Rössig, Ralf Kröner
- Editorial
- November 2023
Ist es eigentlich der Regierung Scholz egal, was ihr wichtigster europäischer Nachbar, Partner - früher wurde Frankreich ja auch als Freund bezeichnet – von Deutschland wünscht und erwartet?
Schon die vorherige Bundesregierung löste auf der anderen Seite des Rheins Befremden aus, als sie in der Corona-Krise die Grenze zu Frankreich schloss, ohne sich mit Paris abzustimmen.
Vor einem Jahr verkündete Scholz dann den „Doppel-Wumms“, wiederum ohne die französischen Partner zu informieren. Die erfuhren durch die Medien von den enormen Subventionen, die die deutsche Regierung ausschütten wollte. Sie stellten nicht zu Unrecht fest, dass die teilweise Finanzierung des Energiebedarfs der deutschen Wirtschaft durch den Staat nicht ganz im Einklang mit den Prinzipien des gemeinsamen Marktes steht.
Und während sich in diesem Herbst die beiden Regierungen in Hamburg zu Beratungen trafen, verkündete das deutsche Außenministerium die Schließung der Goethe-Institute in Strasbourg, Lille und Bordeaux (alle drei Universitätsstädte). Das führte zu Irritationen auf französischer Seite; mal wieder „une décision prise de manière unilatérale“ hieß es höflich-diplomatisch. Auf Deutsch unverblümt: eine brutal einseitige Entscheidung. Öffentliche Proteste in beiden Ländern verpufften.
Der Literaturwissenschaftler, langjährige Geschäftsführer des S. Fischer-Verlags und Frankreichfreund Jörg Bong hat in der Süddeutschen Zeitung geschrieben:
„Bei Goethe geht es um das konkrete Einander-Verstehen, den Dialog, um nichts weniger als Völkerfreundschaft (…). Goethe muss gehen, und nicht nur dort (in Straßburg, der Stadt, die Goethe als junger Mann besonders geliebt hat), auch in Lille und Bordeaux sowie in anderen westeuropäischen Städten (…). 'Die strategische Neuorientierung', die das Auswärtige Amt im Munde führt, da es im Osten Europas und auch in Asien neue Institute verspricht, ist schal. Denn was Außenministerin Annalena Baerbock mit Füßen tritt, ist nichts weniger als das europäische Erbe und die deutsch-französische Freundschaft (…). Die gegenwärtige Regie im Auswärtigen Amt - wie überhaupt beinahe die gesamte deutsche Regierung – hat die deutsch-französischen Beziehungen in so vielem so heftig demoliert wie noch keine zuvor.“
- Mehr Information über die Aktualität des Vereins finden Sie in unserem Rundbrief, klicken Sie bitte: hier .
- Ankündigung
- November 2023
Liebe Freundinnen und Freunde des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur,
in unserem nächsten Salon am 10. Dezember, wollen wir deshalb über den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen sprechen. Und natürlich wollen wir auch darüber diskutieren, was getan werden muss, um das Verhältnis zu verbessern.
Eigentlich sollte am 10. Dezember das Trio Lucia Cericola (Harfe) Andrea Wegmann (Viola) und Sabine Beisswenger (Flöte) französische Harfenmusik spielen. Leider müssen wir das Konzert verschieben, da die Flötistin Sabine Beisswenger erkrankt ist. Wir hoffen, dass wir es im nächsten Jahr nachholen können.
Wie immer finden Sie in unseren Rundbrief auch unsere Pläne und Projekte für die nächsten Monate.
Wir freuen uns, wenn Sie zu unserem Salon am 10. Dezember in den Marienkeller kommen. Kurz vor Weihnachten gibt es dann außer Croissants auch schwäbisches Hutzelbrot und deutschen Stollen.
Herzliche Grüße
November 2023
Catherine Gebhardt-Bernot
- Ankündigung
- September 2023
Chères amies, chers amis, liebe Freundinnen und Freunde des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur,
im letzten Rundbrief hatten wir angekündigt, dass wir in unserem Herbst-Salon zu einer Diskussion über 'Kleinkinder'-Erziehung in Frankreich und Deutschland einladen wollen. Dabei soll es auch bleiben.
Zwischendurch hatten wir geplant, das Programm aus aktuellem Grund zu ändern.
Ende Juni erschoss im Pariser Vorort Nanterre ein Polizist einen 17-Jährigen, weil der sich einer Verkehrskontrolle entziehen wollte. Daraufhin waren Tausende Jugendliche aus den Vororten auf die Straßen gegangen. Es kam zu Ausschreitungen und Plünderungen – nicht zum ersten Mal. Polizeigewalt, daraufhin Unruhen in den französischen Vorstädten und eine eskalierende Antwort der Sicherheitskräfte sind ein Dauerthema in Frankreich.
Aber offenbar handelt es sich nicht um eine französische Spezialität, denn auch in Stuttgart haben wir während der sogenannten „Krawallnacht“ die Erfahrung gemacht, dass aus einschränkenden Corona-Maßnahmen, sozialer Benachteiligung und dem Gefühl, die staatlichen Stellen agierten rassistisch, eine explosive Mischung entstehen kann.
Die Probleme sind äußerst kompliziert und bedürfen einer differenzierten Betrachtung. Beim Versuch, zu diesem Thema kurzfristig eine Gesprächspartnerin aus Frankreich zu gewinnen, mussten wir die Erfahrung machen, dass wir dazu mehr Zeit brauchen. Deshalb wollen wir versuchen, im nächsten Jahr einen Salon zu veranstalten, auf dem diese Probleme genauer betrachtet und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden.
Am 8. Oktober geht es nun also um Erziehung – Bildung/Éducation für kleine Kinder, bevor sie in die 'Regelschule' kommen. Wobei dieses Wort schon einen wichtigen Unterschied deutlich macht:
- Mehr Information über die Aktualität des Vereins finden Sie in unserem Rundbrief, klicken Sie bitte: hier .
- Ankündigung
- Juli 2023 - "Blumka" Projekt
- Link zum Flugblatt: hier
Anfang Juli werden wir zusammen mit der Deutsch-Französischen Grundschule Stuttgart Sillenbuch das Projekt „Le journal de Blumka - Blumkas Tagebuch“ fortsetzen.
Hintergrund ist die Geschichte des Mädchens Blumka, die im Waisenhaus des polnischen Kinderarztes und Pädagogen Janusz Korczak mit anderen Kindern lebte. Korczaks Pädagogik war durch ein demokratisches Verständnis von Erziehung geprägt.
In der 27. KW werden Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse (6 Jahre alt), diesmal sowohl aus der deutschen als auch der französischen Abteilung, angeregt durch das Thema Freundschaft / Amitiés, malen, tanzen und Theater spielen, und sich dadurch auch selbst besser kennen lernen.
- Link zur Veranstaltung(en): Freundschaft/Amitié
- Ankündigung
- Mai 2023
- Link zum Flugblatt: hier
Chères amies et chers amis de notre association Förderverein Deutsch-Französischer Kultur,
Nous vous donnons rendez-vous le dimanche 25 juin 2023 pour notre prochain salon au Marienkeller. Après nos deux derniers thèmes axés sur l´actualité, Les Années, d´Annie Ernaux et l´attitude de la France et de l´Allemagne face à la crise énergétique, nous nous tournons vers le Moyen Age, à la découverte d´un récit écrit au début du XIIIe siècle, Aucassin und Nicolette.
Ces noms évoquent ce que nous devions lire en quatrième au lycée, la Chanson de Roland, le Roman de Renard mais ce récit a quelque chose de particulier, d´original et de moderne. En effet c´est un « chantefable », une alternance de morceaux en prose et de « laisses » chantées dont le manuscrit nous indique la mélodie. Le thème de ce chantefable idyllique est fréquent au Moyen Age : les amours contrariées de deux adolescents qui devront surmonter bien des épreuves avant de s´épouser.
Aucassin, jeune noble, fils du comte de Beaucaire est amoureux de Nicolette, jolie fille, captive achetée à des Sarrasins par le vicomte de la ville. Le père d´Aucassin ne veut pas d´une mésalliance et le fait enfermer. Mais Aucassin se rebelle contre son père remettant en question l´autorité paternelle et les traditions.
C´est une oeuvre initiatique, empreinte de poésie, d´ironie, l´unique chantefable de la littérature médiévale, qui fait dialoguer prose et vers « avec un insolent parfum de liberté » (P.Walter, traducteur du chantefable). Son auteur est malheureusement resté inconnu. Aucassin et Nicolette sera à la fois lu et chanté. Nous ne vous en disons pas plus et nous réjouissons de vous voir au prochain salon !
Mai 2023
Catherine Gebhardt-Bernot
- Mehr Information über die Aktualität des Vereins finden Sie in unserem Rundbrief, klicken Sie bitte: hier .
- Ankündigung
- Mai 2023
- Link zum Flugblatt: hier
Konrad von Altstetten und seine Liebste wurden zwar rund 100 Jahre nach Aucassin und Nicolette in der Manessischen Liederhandschrift dargestellt. Das Bild vermittelt aber einen schönen Eindruck eines mittelalterlichen Liebespaares. |
Chères amies, chers amis, liebe Freundinnen und Freunde des Fördervereins Deutsch-Französischer Kultur,
in unserem nächsten Salon, am 25. Juni 2023, wollen wir Sie zu einer abenteuerlichen Reise ins Mittelalter einladen:
Aucassin und Nicolette
Der übermütige Duft der Freiheit,
'Chantefable' aus dem Mittelalter
Diese faszinierende Feier jugendlicher Lebensfreude aus dem Mittelalter werden wir in Ausschnitten in Deutsch und Französisch vorstellen. Es wird gesungen und erzählt. Anschließend freuen wir uns darauf, mit unseren Gästen über das ungestüme Werk zu sprechen, dessen Autor unbekannt ist. Aber wer weiß, vielleicht hat es ja eine Autorin geschrieben?
Der junge Grafensohn Aucassin liebt Nicolette, eine junge Sarazenin, die ein gräflicher Beamter auf dem Sklavenmarkt gekauft hat. Aucassins Vater will die nicht standesgemäße Verbindung verhindern. Nach vielen Abenteuern, die Heldin und Held bestehen müssen, kommt es schließlich zum happy end.
Soweit ist die Erzählung nicht ungewöhnlich. Was aber im Einzelnen bis dahin geschieht, ist unerhört und unglaublich spannend. Vollkommen neu war damals auch die Form, in der erzählt wird. „Aucassin und Nicolette“ ist eine 'Chantefable', Prosa und gesungene Verse wechseln sich ab. Bis zur Jahrhundertwende vom zwölften zum dreizehnten Jahrhundert wurden in Frankreich Geschichten nur in Versen erzählt. Deshalb nimmt man an, dass „Aucassin und Nicolette“ zu Beginn des 13. Jahrhundert, also etwa um 1220 verfasst wurde. Wer die Texte geschrieben hat, weiß man nicht. Das einzige Exemplar, das existiert, liegt in der französischen Nationalbibliothek in Paris. Die Art der Handschrift und auch Bezüge zu Spielleuten, die in Arras eine berühmte Bruderschaft bildeten, deuten darauf hin, dass die Chantefable in Nordfrankreich entstanden ist.
- Mehr Information über die Aktualität des Vereins finden Sie in unserem Rundbrief, klicken Sie bitte: hier .