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Liebe Freunde,

Letztes Jahr war ein sehr wichtiges Jahr für unseren Verein, wir haben eine ganze Woche lang Veranstaltungen gemacht, zum Thema Soziale Republik versus Soziale Marktwirtschaft ?... Ein Duell Frankreich-Deutschland! Es war eine Mischung  aus Theater, Podiumsdiskussionen (hier und da), Kino, Rap und Slam. Die Reihe war erfolgreich, aber sie war nur ein Anfang!

Dieses Jahr haben wir uns nämlich eine weitere Herausforderung vorgenommen: wir wollen die Beziehung mit dem Publikum intensivieren, indem wir nicht mehr nur Podiumsdiskussionen organisieren, in denen das Publikum passiv zuschaut, sondern wir wollen erreichen, dass unsere Gäste auch aktiv an der Diskussion und der Veranstaltung teilnehmen: das nennen wir Salon, und es passiert am ersten Sonntag jedes zweiten Monats im Kulturzentrum Merlin, in Stuttgart-West.
Natürlich stehen die deutsch-französische Freundschaft, die Kultur und  die gemeinsame, manchmal auch feindselige,  Geschichte der beiden Länder im Vordergrund!

Schon im ersten Salon zum Thema "Stadtplanung in Frankreich und Deutschland" hat das funktioniert. Die Veranstaltung hat nicht nur auf dem Podium stattgefunden, sondern  mitten im Publikum: Auf die Präsentation der beiden Gäste folgte eine lebendige Diskussion.

Am 6. Mai ging es weiter mit dem Thema "Contes voisins, contes cousins - Benachbarte Märchen, verwandte Märchen?": Odile Néri-Kaiser, intime Kennerin dieser Welt und Erzählerin, hat unbekannte, französische Versionen der Grimmsmärchen erzählt und kommentiert.

Am 1. Juli wird es ernster: Die Theaterregisseurin und Autorin Simone Rist, die lange in Stuttgart lebte und den Förderverein Deutsch-Französischer Kultur gegründet hat, kehrt zurück, um über ein brisantes Thema zu debattieren: "Den politischen Hass überwinden - Das Beispiel Frankreich - Deutschland". Der Salon findet nach ihrer Performance statt, "Die zwei Agathen, Hass und Widerstand", die sie am 28.6 präsentieren wird: Im Mittelpunkt des Stücks steht der Dialog eines kleinen Mädchens, das während der deutschen Besatzung in Frankreich lebt, und der alten Dame, die sie inzwischen geworden ist.

Ein weiterer Salon ist am 14. Oktober im Rahmen der französischen Wochen mit Cathérine Gebhardt-Bernot geplant: "Nouvelles du Front - Deutsche und französische Feldpostbriefe aus dem 1. Weltkrieg".

Darüber hinaus geht unsere Arbeit mit den Schulen weiter. Im Juni findet wieder ein Atelier in der Deutsch-Französischen Grundschule Sillenbuch statt. Es folgt auf das erste Atelier über das Theaterstück "Peau d'âne (Eselhaut)", das im Januar in Stuttgart aufgeführt worden ist.

Wir hoffen, Sie demnächst in einer unseren Veranstaltungen zu treffen, und im Rahmen eines Salons sogar mit Ihnen zu debattieren!

Mai 2018

 Nicolas Rist

 

Begegnung der Kulturen - Interkultur Stuttgart November 2017

Seit seiner Gründung 1995 anlässlich des deutsch-französischen Friedensfestes im Möhringer Züblinhaus leistet der Förderverein deutsch-französischer Kultur e.V. jährlich Beiträge zum Stuttgarter Kulturleben. „Eine wesentliche Plattform für unsere Arbeit sind seit dem Jahr 2000 die französischen Wochen“, schildert der Geschäftsführer und stellvertretende Vorsitzende Jörg-Henning Rössig.

Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe förderte der Verein, derzeit bestehend aus 10 aktiven Mitgliedern, vor allem deutsch-französische Stücke, z.B. im Jahr 2005, anlässlich des Schiller-Jahrs, die Produktion von Les Deux Phèdres / Phèdre und Phädra, eine Fantaisie dramatique von Simone Rist nach Jean Racine und Friedrich Schiller.

Im Januar führte der Verein während seiner Veranstaltungsreihe Soziale Republik versus Soziale Marktwirtschaft das von der Vorsitzenden Simone Rist geschriebene und inszenierte sozialkritische Stück À la vie – à la mort – Auf Leben und Tod auf, das zuvor 2014 in der französischen Fassung auf dem Festival Avignon-OFF gezeigt wurde. Dahinter steckt die „Idee, deutsch-französische Stücke nicht nur in einem der Länder zu inszenieren, sondern auch gegenseitig auszutauschen“, so Rössig.

Auch im Januar brachte der Verein in Kooperation mit der Pariser Theatergruppe Compagnie La Savaneskise und dem Wagenburg-Gymnasium Stuttgart die literarisch-musikalische Inszenierung VOYAGE zur Feier des 20-jährigen Bestehens des deutsch-französischen Doppelabiturs (Abibac) mit 15 SchülerInnen zur Aufführung. So bietet der Verein auch Jugendlichen eine Plattform für den deutsch-französischen Kulturdialog.

Dennoch strebt der Verein für 2018 eine Änderung seiner Konzeption an: „Wir wollen das Konzept auflockern, indem wir nicht nur Großprojekte, sondern kleinere, regelmäßig stattfindende Veranstaltungen organisieren“, erklärt Rössig. Geplant sind ein „Salon“, in dem vorerst viermal jährlich französische Autorenlesungen oder verschiedene deutsch-französische Themen behandelt werden sollen.

Unter der Leitung des FDFK und in Kooperation mit der  Theatergruppe Compagnie La Savaneskise sind in 2018 eine Aufführung und ein Schüler-Atelier von Charles Perraults Märchen Peau d’âne (Eselshaut) geplant. Rössig, dessen ehrenamtliches Engagement sich aus seinem frühen Interesse und langjährigem Aufenthalt in Frankreich speist, betont bei diesem Projekt die „pädagogisch-kulturelle Arbeit mit den Kindern der deutsch-französischen Grundschule Sillenbuch.“ Mit diesen Aussichten darf man sich auf wertvolle Projekte freuen.

November 2017

Bettina Traub, von INterkultur Magazin Stuttgart

 

Von Barbara Mors

Veranstaltungsreihe
Soziale Republik versus Soziale Marktwirtschaft ?...
Ein Duell Frankreich-Deutschland

im Januar 2017

 

Bisher hat sich der Verein hauptsächlich den literarischen und musikalischen Seiten der Kultur gewidmet und dadurch unvergessliche Veranstaltungen auf den Weg gebracht.

Auch dieses Mal ist der Ausgangspunkt ein Theaterstück, doch ganz aktueller Natur. „Auf Leben und Tod – A la vie, à la mort“ von Simone Rist handelt vom  Wachkoma und der Situation in einer Intensivstation. Dieses Stück stieß auf große Resonanz in Paris und in Avignon, daher beschloss der Verein, das Stück in Deutsch zu übertragen und einem deutschen Publikum zu präsentieren.  (Medienecho hier)

Getreu dem Namen unseres Vereins beschloss dieser eine Einbettung des Theaterstücks in die deutsch-französischen Beziehungen. Die Veranstaltungsreihe über die Sozialsysteme in Frankreich und Deutschland beleuchtete die Unterschiede der beiden Länder: Eine Veranstaltung zeigte die Verwurzelung in der historischen Entwicklung auf: in Frankreich die tiefe Verankerung der Rolle des Staates im Hinblick auf die soziale Fürsorge, wohingegen in Deutschland der Liberalismus auf Eigeninitiative setzt.

In einem Filmnachmittag folgte das Publikum gespannt einer Dokumentation, in der dargestellt wurde, wie Mercedes-Benz durch Werkverträge Löhne gedrückt hat. In einem zweiten Film wurde der Niedergang der bedeutenden Industriezentren Nordfrankreichs dargestellt, der an die Situation im Ruhrgebiet denken ließ. Die beiden Filmemacher waren da und beantworteten die Fragen des Publikums.

Ein besonders eindrücklicher Abend war der Vergleich der Krankenhauspflege, und die Zeit reichte nicht, die vielen Fragen des Publikums aufzugreifen. Die Probleme in den Krankenhäusern ähneln sich, wobei in Frankreich die Lage nicht so angespannt ist wie in Deutschland. Es entstand der Eindruck, dass das Pflegepersonal in Frankreich eine höhere Wertschätzung erfährt als bei uns.

Insgesamt wurde deutlich, dass die Durchrationalisierung des Gesundheitswesens in Frankreich nicht so weit fortgeschritten ist wie in Deutschland, was dazu führt, dass sich bei uns eine gewisse Kälte in der Pflege breit macht.

Um dem Publikum am Ende der Reihe einen unterhaltsamen Abschluss zu bieten, wurden die Band Zweierpasch aus Freiburg und Straßburg und der äußerst lebendige Dichter und Slammer Mathias Marras aus Bordeaux eingeladen. Die Inhalte beider Darbietungen waren witzig, aber auch hintergründig. Besonders wurde angeprangert die Ungleichheit in Frankreich und Deutschland - die fracture sociale -, eine ausgesprochen skandalöse Entwicklung in beiden Ländern.

 Das Wagnis, einmal den Begriff „Kultur“ ganz weit auszulegen, fand ausgesprochen regen Zulauf, sodass daraus alles in allem ein ermutigendes  verlängertes Wochenende mit interessanten Erkenntnissen entstand.

Februar 2017