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- Rückblick
- Oktober 2020
Vor einem Monat haben wir nach einem halben Jahr Pause wieder zu einem Salon eingeladen. Thema war der deutsch-französische Krieg vor 150 Jahren und seine Folgen. Rund 20 Gäste kamen und das anschließende Gespräch verlief sehr lebendig. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Schicksal von Elsass-Lothringen, das nach dem deutschen Sieg Teil des neuen deutschen Kaiserreichs wurde, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dieses Gebiets dies nicht wollte. Diese Annektierung beeinträchtigte das Verhältnis der beiden Länder nachhaltig, die Folgen prägten die europäische Politik bis weit in das 20. Jahrhundert.
- Link zum Fakten: Nur Faust, kein Kopf – Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71
- Link zur Veranstaltung(en): Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71: „Nur Faust, kein Kopf …"
- Ankündigung
- Oktober 2020
Die Veranstaltung würde wegen Corona verschoben!
Albert Camus (1913-1960) Roman "Die Pest" erschien 1947. Gleich nach seiner Veröffentlichung wurde das Buch ein großer Erfolg.
2020 wird dieser Roman wieder sehr viel gelesen. Die Auseinandersetzung mit einer unsichtbaren Bedrohung hat nichts an Aktualität verloren. In der unsicheren Zeit der Pandemie ist Camus Roman eine Quelle des Nachdenkens und der Diskussion.
In knappen Sätzen wird das beginnende Drama beschrieben:
« Le matin du 16 avril, le docteur Bernard Rieux sortit de son cabinet et buta sur un rat mort, au milieu du palier. Sur le
moment il écarta la bête sans y prendre garde et descendit l´escalier. Mais arrivé dans la rue, la pensée lui vint que le
rat n´était pas à sa place et il retourna sur ses pas pour avertir le concierge. »
(Am Morgen des 16. Aprils verließ der Doktor Bernard Rieux seine Praxis und stolperte mitten auf dem Treppenabsatz über eine tote Ratte. Ohne darauf zu achten, schob er das Tier beiseite und lief die Treppe hinunter. Als er auf der Straße war, fiel ihm ein, dass die Ratte da nichts verloren hatte, er kehrte um, um den Hausmeister zu benachrichtigen.)
Im Salon werden die Hauptfiguren des Romans vorgestellt, insbesondere Doktor Rieux, der Erzähler, dessen Beobachtungen den heutigen Leser nachdenklich stimmen:
«…Ce qu´on apprend au milieu des fléaux, qu´il y a dans les hommes plus de choses à admirer que de choses à mépriser »
(… was man im Leben inmitten der Plagen lernt: bei den Menschen findet man mehr Dinge, die man bewundern als verachten kann.)
Catherine Gebhardt-Bernot stellt den Roman auf Französisch und Deutsch vor - in seinem historischen Zusammenhang - und zieht dann Verbindungslinien zur heutigen Pandemie.
Oktober 2020
Catherine Gebhardt-Bernot
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- Vereinsleben
- September 2020
Als wir im Februar unseren letzten Rundbrief verschickt haben, konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir über ein halbes Jahr lang nicht in der Öffentlichkeit präsent sein würden. Und als wir dann die Nachricht verschicken mussten, dass unsere Veranstaltungen abgesagt werden, die wir im Rahmen der Französischen Wochen (März 2020) geplant hatten, waren wir doch sicher, dass wir sie bald nachholen können.
Inzwischen haben wir gelernt, dass uns die Pandemie sehr viel länger begleiten wird. Aber wir bemühen uns, nicht auf Dauer von der Bühne zu verschwinden. Im Gegenteil, in einer Zeit der sozialen Distanz ist es besonders wichtig, weiter an einer guten Beziehung der beiden Länder zu arbeiten, Veranstaltungen anzubieten und Anregungen zu geben, die das gegenseitige Verständnis verbessern.
Im Oktober beginnen wir wieder. In diesem Jahr werden wir noch zu drei Salons einladen; am 4. Oktober, 1. November und 6. Dezember. Das Kulturzentrum Merlin ist so freundlich, uns seinen großen Saal zur Verfügung zu stellen. Dort können die Abstandsregeln eingehalten werden. Auch unter den erschwerten Bedingungen bemühen wir uns, eine Atmosphäre der Gastfreundschaft zu schaffen, in der intensive Gespräche möglich sind.
Ende Oktober wird unser Vereinsmitglied Odile Néri-Kaiser über den westafrikanischen Schriftsteller und Erzähler Hampâthé Bâ im Lindenmuseum sprechen. Ihr Vortrag war schon für die Französischen Wochen geplant.
Leider ist aber eben noch nicht alles möglich, was uns am Herzen liegt. Manche bewegten Formen der Begegnung sind noch zu riskant. So wollten wir unseren 25-jährigen Vereinsgeburtstag am 8. Oktober feiern. Nun hoffen wir, dass wir das Fest mit gemeinsamem Essen, verschiedenen Programmpunkten und intensiven Kontakten im nächsten Jahr nachholen können.
Wir freuen uns auf ein spannendes Programm und hoffen, dass uns unsere Förderer und Freunde die Treue halten und mit ihrer Anwesenheit und lebendigen Diskussionen zu unseren Veranstaltungen beitragen werden.
September 2020
Ralf Kröner
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- Vortragstext
- Mai 2020
Ich hatte im Gymnasium im württembergischen Schorndorf einen im Großen und Ganzen guten und gründlichen Geschichtsunterricht. Ausführlich wurden das 19. Jahrhundert und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts behandelt. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 und 71 kam auch vor, aber ich erinnere mich so daran, dass er als relativ harmlos dargestellt wurde, vor allem als Vorspiel zur deutschen Vereinigung behandelt wurde. Das ist vielleicht verständlich, wenn man bedenkt, was hinterher kam, das Jahrhundert der Katastrophen mit seinen Weltkriegen, Zivilisationsbrüchen, Völkermorden.
Auf jeden Fall war dies meine Sichtweise, als mich vor einigen Jahren Kollegen aus dem Saarland in ein sympathisches Restaurant nach Frankreich einluden. Es liegt auf einer Anhöhe namens Spicherer Höhen, ungefähr 10 km von der Saarbrücker Innenstadt entfernt. Direkt hinter dem Gasthof ist ein steiler Abhang, an dessen Fuß die Grenze zu Deutschland verläuft.
Die Freude aufs gute französische Essen wurde dann allerdings stark getrübt, als ich den Text las, der auf einem Gedenkstein steht, der dort aufgestellt ist. Am Nachmittag des 6. August 1870 griffen preußische Truppen französische Einheiten an, die auf den Spicherer Höhen lagen. Bis zum Abend gelang es ihnen, die Franzosen aus ihren Stellungen zu vertreiben. Deshalb gibt es in Berlin bis heute die Spichernstraße und eine gleichnamige U-Bahnstation.
Die „heldenhafte“ Erstürmung der Spicherer Höhen war vor allem ein grauenhaftes Gemetzel; wie im Rausch schossen die Gegner erst auf einander und bohrten sich dann im Nahkampf die Bajonette in die Leiber. Innerhalb weniger Stunden wurden 5 000 deutsche und 2 000 französische Soldaten getötet oder verletzt, 2 000 Franzosen gerieten in Gefangenschaft.
- Absage und Nachholung
- Mai 2020
Sehr geehrte Damen und Herren, Mesdames et Messieurs, liebe Freundinnen und Freunde, chers amis,
wir hoffen, dass Sie die letzten Wochen gesund und einigermaßen munter überstanden haben.
Wir mussten ja alle Veranstaltungen absagen, die wir im Rahmen der Französischen Wochen vorbereitet hatten. Es gibt uns aber noch und wir diskutieren über unser Herbst- und Winterprogramm. Wir hoffen sehr, dass es dann wieder möglich sein wird, sich zu treffen, wenn auch vielleicht immer noch mit Abstand und Mundschutz.
Unser Vereinsjubiläum, das wir für den 15. Mai im Kulturzentrum Merlin geplant hatten, kann natürlich nicht stattfinden. Aber das Merlin hat uns den 8. Oktober für unseren Geburtstag angeboten. Wir hoffen, dass wir dann ein schönes Fest mit unseren Freunden und Förderern feiern können, gastfreundlich, informativ und anregend.
Drei Salons haben wir für den Herbst geplant, am 4. Oktober, am 1. November und am 6. Dezember. Dann wollen wir den ausgefallenen Salon zum Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 machen und eine weitere Folge unseres Literarischen Spiels anbieten. Die Veranstaltungen, die wir für die Französischen Wochen geplant hatten – Das Theaterstück Mamoundé, den Vortrag über den Dichter Hampâthé Bâ und das Gesprächskonzert mit Lajos Lencsés - wollen wir natürlich auch nachholen. Dafür suchen wir zusammen mit unseren Kooperationspartnern Termine und werden Sie darüber informieren, sobald wir mehr wissen.
Einstweilen wünsche wir Ihnen vor allem Gesundheit und einen angenehmen Sommer und hoffen natürlich, dass wir uns spätestens am 4. Oktober zu unserem ersten Salon im Herbst wiedersehen werden.
Herzliche Grüße
Mai 2020
Simone Rist Catherine Gebhardt-Bernot Jörg Rössig Ralf Kröner
- Nachruf
- März 2020
Wir trauen um Christoph Franz, deutsch-französischer Schauspieler, der oft für unseren Verein gespielt hat (letzens bei "Auf Leben und Tod", aber vorher als Hauptrolle in "Phedre und Phaedra", und auch tätig unter Anderen in "Karneval der Mörder", "Garten-Party bei George Sand", oder "die Wohlgesinnten").
Simone Rist war seine große Partnerin im Verein: "Es war mir so eine Freude mit ihm zu arbeiten. Es war mir ein tolles Vergnügen, mit ihm in „A la vie, à la mort“ die verschiedenen Rollen zu kreieren. Er war auch so präsent und eine tolle Hilfe für die ganze Truppe."
Jörg-Henning Rössig: "Ich selbst habe ihn erst im Januar 2017 bei den Proben des Stücks von Simone "Auf Leben und Tod" und bei den Aufführungen in Stuttgart, Tübingen und Esslingen erlebt, kennen und schätzen gelernt. Wir hatten kürzlich auch die Idee, ihn zu unserer 25-Jahr Feier im Mai wieder auf unsere Bühne zu holen, als wir erfuhren, dass er schwer krank sei. Die Bühne war sein Leben. Das wird auch dadurch deutlich, dass er noch für die Französischen Wochen 2020 jetzt im März mit Alain Fougeras an der Gitarre französische Chansons vorstellen wollte..."
Nicolas Rist war mit ihm befreundet: "Er war immer hilfsbereit und freundlich, sehr intelligent (Schauspieler aber ausgebildeter Chemiker und Architekt, toller Kartenspieler), mit dem ich immer Spaß am debattieren hatte. Ein Ankerpunkt in Stuttgart ist für mich verschwunden."
Er hat in letztler Zeit hauptsächlich im Studiotheater gearbeitet. Unsere Gedanken gehen an seine Kollegen, seine Freunde und natürlich seine Familie.
Hier im Bild als Gustave Flaubert in "Garten-Party bei George Sand"...
März 2020
Nicolas Rist
Hier können Sie den Nachruf der Stuttgarter Zeitung lesen.
- Fakten
- März 2020
… liegt 150 Jahre zurück. Ist ein solch lange vergangenes Ereignis heute noch von Interesse? Immerhin stolpert man in deutschen Städten immer wieder über Gedenksteine und sieht Straßennamen, die an die deutschen Siege im „70er Krieg“ erinnern. In keiner größeren deutschen Stadt fehlen bis heute die Sedan-, Wörth-, Metz- oder Weißenburgstraßen.
In Berlin gibt es zusätzlich eine Spichernstraße und eine gleichnamige U-Bahnstation. Spicheren ist eine französische Gemeinde mit heute 3225 Einwohnern im Département Moselle. Sie liegt direkt an der deutsch-französischen Grenze, 10 km von Saarbrücken entfernt. Am 6. August 1870 gelang es deutschen Truppen, die Franzosen von den Spicherner Höhen zu vertreiben. Es war ein grauenhaftes Gemetzel; wie im Rausch schossen die Gegner erst auf einander und bohrten sich dann im Nahkampf die Bajonette in die Leiber. Am Ende nur eines Nachmittags gab es auf deutscher Seite 5000 Tote, Verwundete und Vermisste, auf französischer Seite 2000. 2000 französische Soldaten wurden gefangen genommen. Genauso grausam ging es in den anderen Schlachten zu, die im August 1870 an der französischen Ost- und Nordgrenze geführt wurden: Weißenburg, Wörth, Metz. Die riesigen Verluste waren selbst der deutschen Führung unheimlich. König Wilhelm von Preußen schrieb in einem Tagesbefehl, man möge in Zukunft „dieselben Erfolge mit geringeren Opfern erreichen“.
Auf französischer Seite wirkte die deutsche Artillerie verheerend, die mit ihren Krupp-Geschützen den französischen Kanonen überlegen war. Dagegen hatte die französische Armee die besseren Gewehre. Sie trafen über 1200 m tödlich, die deutschen hatten nur die halbe Reichweite. Zum ersten Mal wurden die Soldaten mit der Eisenbahn an die Front gefahren. Der 70er Krieg war der erste industrielle Krieg, fabrikmäßig geplant, vorbereitet und geführt. Menschen wurden zu Material und von technokratischen Generalstäben „verheizt“, die sich gleichwohl vormodernen Ehrbegriffen verpflichtet fühlten.
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- Rückblick
- Februar 2020
In unserem Februar 2020 Salon im Kulturzentrum Merlin haben wir etwas Neues probiert, ein literarisches Spiel.
Auf dem Podium waren Cathy Nzimbu Mpanumpanu vom Unterstützerverein für den Kongo, Ndwenga, die Erzählerin Odile Néri-Kaiser und der Journalist Dr. Peter Hölzle. Die literarischen Spiele wurden von Nicolas Rist moderiert.
Die Texte wurden auf Deutsch und Französisch vorgestellt.
Die erste Aufgabe bestand darin, Autor und Quelle eines Textes zu erraten. Die Lösung war der Roman Bel Ami von Guy de Maupassant.
Dann mussten die Podiumsgäste ein Gedicht nach Anweisung nachschreiben. Das Originalgedicht war Il pleure dans mon cœur von Paul Verlaine.
Schließlich hatten die Podiumsgäste Anfang und Ende des Romans Madame Bovary von Gustave Flaubert neu erfunden. Das Original wurde unter diese drei Texte gemischt und nun musste erraten werden, welcher Text der richtige war. Das Publikum riet zwar öfter fast richtig - nur, knapp daneben ist eben auch vorbei.
Aber die richtigen Lösungen waren gar nicht das Entscheidende. Viel wichtiger war, dass die Podiumsgäste mit dem allerdings noch recht überschaubaren Publikum eine sehr lebendige Diskussion über französische Literatur geführt haben.
Wir nehmen das als Ermutigung und denken über eine Fortsetzung nach.
- Link zur Veranstaltung(en): Französiche Literatur, spielerisch