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Nach vielen ernsten Themen in unseren Salons wollen wir uns mit unseren Gästen und dem Publikum amüsieren, uns mit Literatur amüsieren! Ist das überhaupt erlaubt? Literatur ist eine Herausforderung, eine Bereicherung, aber auch eine unglaubliche Quelle von Spaß und Vergnügen. In Radio France wird schon länger mit Literatur gespielt, nun versuchen wir, das Beste davon zu importieren … .

Wie sind wir darauf gekommen? Machen wir mal eine kleine Reise in die Geschichte zwischen Literatur und Humor:

Der große Vorreiter war natürlich der Dichter der Renaissance, Francois Rabelais, so lustig und so tief. Ein bisschen später kommen wir zu Voltaire und dabei zu Versailles. Der Film «Ridicule – Von der Lächerlichkeit des Scheins» von Patrice Leconte zeigt, wie dort in der Monarchie die Literatur eine andere Art von Duell ermöglichte, weniger tödlich, aber nicht weniger grausam als die Duelle mit dem Degen.

Im neunzehnten Jahrhundert gab es mit Jules Renard, Alfred Jarry und Alphonse Allais große Schriftsteller, die Freude an absurdem Humor hatten, es folgten ihnen Tristan Bernard und Sacha Guitry.

Im zwanzigsten Jahrhundert wurde die Literatur dann regelrecht durchgeschüttelt: Erst Dada, das die Literatur als Reaktion auf den ersten Weltkrieg und seine Millionen Toten regelrecht explodieren ließ, und kurz danach die Surrealisten, die die Rationalität auf den Kopf stellten. Damals gab es dann natürlich noch andere, die mit weniger spektakulären Mitteln Neues geschaffen haben. Ich möchte an der Stelle Raymond Roussel erwähnen, der Bücher nach bestimmten Regeln geschrieben hat: Ein Satz am Anfang, ein Satz am Ende, der fast identisch klingt, und nun blieb nur noch die Aufgabe, dazwischen ein Buch zu schreiben… .

Regeln als systematische Mittel des Schreibens explodieren nach dem Krieg. 1960 gründeten Raymond Queneau und François Le Lionnais das «Oulipo» (ouvroir de littérature potentielle – Öffner der potenziellen Literatur). Bald werden viele andere Schriftsteller dazu kommen, der berühmteste ist ganz klar Georges Perec, der sich selbst besonders zahlreiche und schwierige Herausforderungen gestellt hat: sein bekanntestes Werk ist «La disparition», das vom Rätsel des Verschwindens des «e» erzählt, und selber komplett ohne diesen Buchstaben geschrieben ist. Viele Spiele werden im „Oulipo“ entwickelt. Ein Klassiker ist dabei die «S+7 Methode», dabei wird in einem Text jedes Substantiv durch das im Wörterbuch siebte folgende Substantiv ersetzt.

Das war auch der Ursprung einer Kultsendung im Radio: In «Des papous dans la tête» haben Schriftsteller allein oder gemeinsam Texte nach verschiedenen Regeln geschrieben, und gelegentlich haben sie auch gegeneinander gespielt.

Mehr schreibe ich nicht, um nicht zu viel zu verraten ... auf jeden Fall werden wir mutige Gäste haben, die selber schreiben und die sogar versuchen, das Publikum in die Irre zu führen und dadurch ihr Gefühl für die französische Literatur testen werden. Lassen Sie Sie überraschen!

Januar 2020

Nicolas Rist

Mehr Information über die Aktualität des Vereins bekommen Sie in unserem Rundbrief

 

Deutschland und Frankreich sind Einwanderungsländer.

  • In Deutschland haben mehr als 22% der Bevölkerung einen Migrationshintergrund
  • in Frankreich sind 20% der Bevölkerung „issus de l´immigration“

2016 schrieb Le Monde:
„Für Europa hat die wichtigste strategische Frage des 21. Jahrhunderts einen Namen: Einwanderung. Nun müssen die Europäer mit einem chaotischen Nahosten und afrikanischen Nachbarländern leben lernen, die sich mitten in einer Bevölkerungsexplosion befinden. Es handelt sich nicht um eine vorübergehende Angelegenheit. Die Einwanderung wird eine prägende dauerhafte Rahmenbedingung des Jahrhunderts für die Europäische Union bleiben“.


Seit der großen Fluchtwanderung des Jahres 2015 steht das Thema Asyl und Integration im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Jedoch ist die Situation in Deutschland und Frankreich sehr unterschiedlich:

  • in Deutschland wohl organisierte Willkommenskultur
  • in Frankreich überforderte Behörden und manchmal chaotische Zustände in Brennpunkten am Ärmelkanal und in Paris

Dazu einige Zahlen zum Vergleich:

Asylanträge Deutschland Frankreich Italien
(zum Vergleich)
2015 476.649 60.000  
2016 745.155 84.270 122.960
2017 222.560 100.000  
2018 185.853 123.000  

 

 

 

 

 

November 2019

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Zusammenfassung eines Artikels auf der Website http://www.deutschland-frankreich.diplo.de, die vom deutschen Auswärtigen Amt und dem französischen Ministère des Affaires étrangères herausgegeben wird.

Der Blick auf das Nachbarland im Kino und die Geschichte der cineastischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich haben eine lange und reiche Tradition: Truffauts „Jules und Jim“ etwa, die vor dem ersten Weltkrieg in den deutschen Schwarzwald flüchten, oder Volker Schlöndorffs Verfilmung von Marcel Prousts „Un amour de Swan“.

Diese Tradition spiegelt sich auch in zahlreichen Abkommen, Institutionen und Festivals wider: 1990 wurde der deutsch-französische Fernsehsender ARTE gegründet, im Jahr 2000 die deutsch-französische Filmakademie von Gerhard Schröder und Jacques Chirac ins Leben gerufen und 2001 das deutsch-französische Filmabkommen unterzeichnet.

Die Zahlen

(zusammengestellt von der deutsch-französischen Filmakademie für das Jahr 2017: https://www.das-rendez-vous.org/filmakademie/ )

Dass in Frankreich das Kino, und vor allem das französische Kino, eine größere Rolle spielt als das Kino in Deutschland, zeigt ein Blick in die Statistik:

  Frankreich Deutschland
Einwohner 67,2 Mio 82,5 Mio
Kinobesucher 209,4 Mio 122,3 Mio
Kinobesuch pro Einwohner 3,26 1,48
Durchschnittliche Eintrittspreise 6,59 € 8,63 €
Erstaufführungen (Spielfilme) 693 509
davon Spielfilme des Landes 359 141
Marktanteil französischer Filme 37,4% 23,9%
Marktanteil US-amerikanischer Filme 49,2% 64,90%
Deutsch-französische Koproduktionen 24 17

In Frankreich findet jährlich das renommierteste aller Festivals statt, das Filmfestival in Cannes, und französische Filme finden auch regelmäßig auf anderen Filmmärkten Beachtung. Auch in Deutschland ist das französische Kino eine echte Alternative zum Kino aus

Hollywood.

Dennoch kann auch Deutschland von einem verstärkten cineastischen Austausch profitieren. Seit gut zwanzig Jahren erlebt das deutsche Kino einen Aufschwung. Deutliches Zeichen ist die wachsende Beliebtheit des Filmfestivals Berlinale, die sich zum Filmfestival mit den weltweit meisten Besuchern entwickelt hat.

Filmförderung und Koproduktionen

Am 30. November 1999 betonte der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder in einer Rede vor der Französischen Nationalversammlung die Wichtigkeit einer „kulturellen Selbstbehauptung Europas“.

Er sagte: „In der Filmindustrie, in der unsere Länder auf eine große Tradition zurückblicken, ist dies besonders deutlich. Wir sollten in diesem Bereich unsere Ressourcen, unsere Talente und unsere Phantasie bündeln.“

Eine der wichtigsten Aufgaben der Deutsch-französischen Filmakademie war die Erweiterung der bisherigen Abkommen zur Förderung deutsch-französischer Koproduktionen.

Während zwischen 1994 und 1999 jährlich zwischen einem und fünf Filme koproduziert wurden, stieg die Anzahl nach der Unterzeichnung des Abkommens sprunghaft an. Vertreten sind dabei sowohl aufwändige Großproduktionen als auch kleinere Produktionen mit einem Volumen von bis zu 4 Millionen Euro, die etwa 70 Prozent der Förderungen ausmachen.

Die verstärkte Zusammenarbeit französischer und deutscher Filmemacher führte auch zur Schaffung eines gemeinsamen Studiengangs

  • der Filmhochschule Ludwigsburg (Filmakademie Baden-Württemberg)
  • und der Filmhochschule La Fémis in Paris

im Atelier Ludwigsburg-Paris https://www.atelier-ludwigsburg-paris.com/de/programm.

Seit 2001 absolvieren jedes Jahr 18 Teilnehmer das einjährige Postgraduate-Programm, die entstandenen Kurzfilme werden beim Fernsehsender ARTE und einige ausgewählte auf den Französischen Filmtagen Tübingen/Stuttgart und anderen Filmfestivals gezeigt.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-017466/atelier-ludwigsburg-paris/

Deutsch-französische Festivals

Deutsch-französische Filmfestivals haben sowohl in Deutschland als auch in Frankreich eine lange Tradition. Und da nicht alle Filme aus dem Nachbarland auch im jeweils anderen Land in den Kinos anlaufen, bieten Festivals ausgezeichnete Gelegenheiten, die Kinolandschaft des anderen Landes kennenzulernen.

Oktober 2019

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Europa   ist   in   Gefahr,   das   hat   die   Europawahl   Ende   Mai   gezeigt. Hauptgewinner sind die Nationalisten, Rechtsradikalen und Europafeinde, die sich in der Fraktion ENF (Europa der Nationen und der Freiheit) im Europaparlament zusammenfinden.
Mit   dem   Austritt   Großbritanniens   wächst   die   Bedeutung   Frankreichs   und Deutschlands in der Europäischen Union. Zusammen haben sie rund ein Drittel der Bevölkerung ohne Großbritannien und erbringen starke 40% der Wirtschaftsleistung. Sind sich die beiden einig, können sie viel bewirken und Europa voranbringen.

Der  französische  Staatspräsident Emmanuel  Macron bemüht  sich  seit  seinem Amtsantritt vor zwei Jahren um den Partner im Osten, wirbt unermüdlich dafür, dass Deutschland seine Reformideen für Europa unterstützt, als da sind: eine gemeinsame Asylpolitik,    eine    soziale    Grundsicherung    für    alle    Europäer,    gemeinsame Klimaschutzziele,   eine   europäische   Verteidigung   und   die   Schaffung   einer europäischen  Behörde  für  den  Schutz  der  Demokratie,  die  Hackerangriffe  und Wahlmanipulationen  verhindern  soll.  Er  hält  Reden,  zu  Hause  und  vor  dem DeutschenBundestag,  veröffentlicht  einen  Artikel  in  deutschen  Zeitungen –umsonst.  Die  Berliner  Regierenden  zeigen  ihm  die  kalte  Schulter.  Offenbar  halten sie sich an den Ausspruch des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

Aber kann Europa ohne Fantasie, ohne Zukunftsideen gedeihen?

Natürlich haben die beiden Länder unterschiedliche Voraussetzungen, verschiedene Interessen.  Wer  seine  Energie  zu  40%  aus  Atomkraft  gewinnt,  kann  sich  leichter ehrgeizige C02-Ziele vornehmenals Deutschland, das seine Atomkraftwerke stilllegt. Wer wie Deutschland auf den Export setzt, möchte Freihandel. Frankreichs Politik greift traditionell stärker in die Wirtschaft ein als das wirtschaftsliberale Deutschland und  muss  zudem  zusehen,  wie  diedeutsche  Wirtschaft  übermäßig  vom  Euro  und von  Niedriglöhnen  profitiert.  Solche  Interessensunterschiede  sind  unvermeidlich.  Erstaunlich ist, dass nicht offen darüber gesprochen wird, um Wege zu finden, sie auszugleichen. Und verwunderlich ist, dass vor allem die deutsche Seite gemeinsame politische Initiativen ausbremst, während Europa dringend reformiert werde müsste, was ohne den deutsch-französischen Motor nicht möglich ist.

Darum geht es in unserem Salon am 7. Juli; nicht zuletzt aus der Perspektive der Menschen in den beiden Ländern, der Zivilgesellschaft. Wie wichtig ist ihnen das deutsch-französische  Verhältnis  und  was  tun  sie  dafür?  Was  können  sie überhaupt tun, um es zu verbessern.

Juni 2019

Ralf Kröner

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